In die Wiege gelegt… Oder wenn Freundschaften einem nicht mehr gewogen sind.

Jeder kennt das gesellschaftliche Phänomen zweier, sich auseinander lebender, Liebenden. Unüberbrückbare Differenzen und alltägliche Routine, läuten oft das das Ende einer vermeintlich unsterblichen Liebe ein. Doch nicht nur diese eine tiefe menschlichen Emotion, sondern auch ihr Pedant Platon weiß um die Vergänglichkeit des Seins. Wie häufig enden „Freundschaften“ durch die geografische Entfernung, eine neue Partnerschaft oder lähmende Trägheit.

Aber was ist, wenn man sich einfach entfremdet? Wenn man fühlt, dass man von Beginn an nur eine Freundschaft auf Zeit geschenkt bekam? Wenn einen die Freundschaft nur noch nervt, man verzagt und letztendlich nichts weiter als Kritik an dem jeweils anderem übrig bleibt. Ist einer vielleicht derweil stehen geblieben und hat man selbst sich weiterentwickelt oder der andere sich zurück. War man sich selbst schon immer treu oder eher Leinwand für fremde Wunschbilder? Wer ging vor, wer zurück und ist das letzten Endes überhaupt wichtig?

Ich kann mich an echte Freundschaften erinnern: An Kindergartentage, Grundschulgefährten, die lebensnotwendig waren und später die eine echte, tiefe Freundschaft ergaben, welche bis heute über alle Distanzen hinweg besteht. Doch die mit dem Älterwerden geschlossenen Beziehungen sind schwieriger, komplexer. Desto näher man rückt, desto eher entfremdet man sich und desto stumpfer werden meiner Erfahrung nach, die eigenen Beziehungsebenen. Der eine mag keine Kinder, der andere keine Tiere, der Dritte is(s)t nur vegan, der Vierte mag Person Zwei nicht und überhaupt sind Eigenprofilierung und Selbstdarstellung am Wichtigsten. Schlimm, wenn man solche Menschen in seinem Umfeld hat. Spätestens wenn man zu dieser Erkenntnis gelangt, sollte man die Reißleine ziehen und… Und ja, was genau tun?
Eine Kontaktanzeige frei nach dem Motto „Suche unkomplizierten, toleranten, weltoffenen, Lästereien ablehnenden, Kinder,- und Tierlieben Menschen für politische Diskussionen, spontane Unternehmungen, Kino,- und Spielabende, der alles Essen (oder auch nicht) darf, solange er nur bitte er selbst ist und nicht ständig irgendwelche (durch sich selbst oder seinen Partner gewählte) Masken trägt“ schalten?

Ist es als Kind wirklich leichter Freundschaften zu finden und wenn ja, weshalb? Vertraut man blinder oder werden nur die Ansprüche der Welt immer höher? Ist man nicht einfach nur unbeschwerter und mehr man selbst. Wann beginnt die Zeit ab der man morgens nach dem Aufstehen vor dem eigenen Bett das Gesellschaftskorsett findet und nicht das Tagewerke beginnen kann, ohne es anzulegen? Ich habe mir zumindest darüber sehr viele Gedanken gemacht und bin zu dem Schluss gelangt, dass Freundschaften auf jeden Fall niemals verpflichten sollten. Denn im Vordergrund steht die freiwillige Nähe zweier Persönlichkeiten, zweier Geister.

Wenn Freundschaften sodann im Sand verlaufen, waren es nur Bekanntschaften. Freundschaftliche Momente auf Zeit – schön und vielleicht ebenso kostbar, aber nicht für die Ewigkeit, bestimmt.

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