Schleichendes Gift (Val McDermid)

© FinePic, München; ZERO Werbeagentur, München

Autor: Val McDermid
Titel: Schleichendes Gift
Übersetzer: Doris Styron
Verlag: Knaur TB
Erscheinungsdatum: 30. Oktober 2008
Seitenzahl: 544
Originaltitel: Beneath the Bleeding
ISBN-10: 3426500728
ISBN-13: 978-3426500729

Rezension:

Val McDermid rührt in „Schleichendes Gift“ einen Cocktail zusammen, der nicht nur durch einen interessanten Täter besticht, sondern auch einen Anschlag auf ein Fussballstadion hervor bringt. Dieses, sowie weitere einschneidende Ereignisse fordern das Ermittlerteam um die beiden Hauptfiguren Carol Jordan und Tony Hill fachlich, als auch menschlich zu einem neuen, spannenden Fall und ihrer nun mehr fünften Verbrecherjagd, heraus.

So wird auf den ersten Seiten des Buches zunächst Tony Hill von einem ausgebrochenen Insassen der forensischen Psychiatrie schwer verletzt, anschließend stirbt bereits die erste Romanfigur, nämlich Robbie Bishop – seinerseits landesweit bekannter Fussballstar. Das Krankenhauspersonal ist aufgrund der sich fulminant ausgebreiteten Erkrankung des Sportlers ratlos, bis sich jedoch der Geistesblitz einer Assistenzärztin bestätigt: der junge Mann fiel einem Mordanschlag mit Rizin zum Opfer. Das Ermittlerteam stellt sich diesem Rätsel, ungeachtet diverser Lasten vergangener Einsätze, die den Tod von Kollegen und Partnern zur Folge hatten und trotz dem Druck, welcher von der Polizeiobrigkeit und der Boulevardpresse nach dem Ereignis erzeugt wird.

Als wäre die Mordermittlung nicht genug, ereignet sich mitten in den Ermittlungen noch ein Terroranschlag, der durch eine Bombe ausgelöst wird, welche das städtische Fußballstadion Bradfields während eines Spiels, in dem dem toten Spieler Robbie Bishop gedacht wird, zerstört. Der ehemalige Polizist Tom Cross hilft tatkräftig bei den Rettungsarbeiten, nur um noch am selben Tag ebenfalls an einer Vergiftung mit einem Pflanzengift, Oleandrin aus Oleander, zu sterben.
Nun verstärken die Detectives ihre Anstrengungen auf der Jagd nach dem Täter, insbesondere, weil sie zudem noch herausfinden, dass der Unbekannte nicht nur zwei, sondern bereits drei Morde, allesamt mit unterschiedlichen Giften verübt hat. Doch weder die Spurenlage, noch das Profil des Psychiaters Dr. Hill sind aussage,- oder beweiskräftig. Der Täter wiederum zieht seine Motivationen aus den lang zurückliegenden Zeiten seiner Jugend…
… bis die Verfolger, nicht ohne persönlichen Tribut, ihm schließlich auf die Schliche kommen.

Doch unterhalb der eigentlichen Kriminalhandlung steckt viel mehr, da die Nebenhandlungen zur Weiterentwicklung der Figurenpersönlichkeiten, als auch die parallele Haupthandlung, die zum Bombenanschlag führt und die Erklärung zur Motivation des Täters den Leser mit unangenehmen Wahrheiten allgemeinen gesellschaftlichen Verhaltens konfrontieren und sein Mitdenken fordern.

Auch die Kombination eines klassisch, zeitlosen Mordinstruments, dem des Giftes, in Zusammenspiel mit einem leider wieder hochmodernen und aktuellen Werkzeug, der eines Bombenattentates, ist meiner Meinung nach, in der Gesamtverarbeitung gut umgesetzt wurden und gelungen.
Der Hintergrund von Letzterem stellt zudem anhand des Beispiels aus dem Buch, dass ein Sondereinsatzkommando in martialischer Rüstung die Wohnung eines nur eventuell tatbeteiligten muslimischen Paares stürmt, was wiederum den Beifall von Presse und die Zustimmung der Einsatzkräfte findet, einen akuten Bezug zur heutigen politischen Situation Europas her. Trauriger, aber trotzdem treffender kann man dieses Bild im Prinzip nicht fassen. – Denn so gnadenlos McDermid auch mit ihren Charakteren umgehen mag, so bedarf es vielleicht manchmal gerade solcher Verdeutlichungen gesellschaftlicher Kritik, um Menschen von ihrem Schwarz-Weiß-Denken abzubringen und ihnen die Augen zu öffnen.

Was die Charaktere direkt betrifft, wird anstatt das Augenmerk weiter auf die Fortführung der Figurenbeziehung von Jordan und Hill zu legen, der Fokus in diesem Band auf die Vergangenheit Dr. Hills gesetzt, was allerdings weder für die Handlung, noch mich persönlich störend ist und überdies eher zur Tiefe der Selbigen beiträgt.

Ansonsten zeugt natürlich auch der schöne Übersetzungseinfall bei der Ambiguität des deutschen Titels „Schleichendes Gift“ und des englischen Originals „Beneath the Bleeding“ für den von der Autorin, sowie dem Verlag gewohnt positiven Eindruck der Lektüre.

Folglich hat Val McDermid auch in diesem Fall mal wieder erfolgreich eine interessante Kriminalhandlung mit einem gesellschaftsanalytischen Kleid vermählt und einen Roman erschaffen, der lesenswert ist.

Wertung: 4,5 /7 Schreibfedern

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