Nicht nur Buchliebhaber, sondern auch Geschichtsinteressierte folgten der gestrigen Einladung der dritten Meininger Frühlingslese und versammelten sich im Hauptraum der Stadtbibliothek „Anna Seghers“ rund um den Tisch, an dem, im schickem und thematisch zu ihrem aktuellen Werk „Schwert und Krone“ passenden Kleid, die erfolgreiche Autorin historischer Romane Sabine Ebert Platz genommen hatte.
Nach einigen Grußworten von Bürgermeister Fabian Giesder, der das kulturelle Engagement von Kommune und Rhön-Rennsteig-Sparkasse für die Frühlingslese lobte und die Theaterstadt künftig auch als Literaturheimat auserkoren sieht, stieg Sabine Ebert mit einer packenden Vorstellung und einem Vortrag, anstelle einer klassischen Lesung, in den Abend ein.
Nahtlos mit Auszügen aus ihrem Buch geknüpft, erzählte sie so vom adligen Leben im deutschen Hochmittelalter, das – entgegen landläufiger Meinungen – eben nicht von Rittern in bunten Waffenröcken und Plattenrüstungen geprägt war. Dafür seien Kettenhemd und Kleidung aus Leinenbahnen die übliche Ausstattung von Kämpfern gewesen, die für König, Kaiser und Lehnsherr in den Kampf zogen und dabei ihr Eigentum, Haus, Land und Frau, zurück ließen.
Geschichtsunterricht in der Schule gilt oft als stupide Zahlen- und Datumsfresserei, doch im Vortrag der Autorin spürte man nichts davon. Scheinbar mühelos zog sie nicht nur das Publikum in ihren Bann, sondern berichtete auch präzise von der realen Politik vor 1000 Jahren in unseren Landen. En passant räumte sie dabei noch mit einem weiter verbreitetem Klischee auf: dem der starken mittelalterlichen Frau, die stets familiäre und dynastische Geschicke bestimmen müsse. Tatsächlich oblag der Dame des Hauses die Kunst der Haushaltsführung, zu der auch das spontane Versorgen einer dutzende Köpfe zählenden Gesellschaft an einem gräflichen oder fürstlichen Hof, gerne auch im Winter bei nahezu verbrauchten Vorräten, gehörte. Ansonsten hatten Frauen aber eine rechtlose Existenz unter Vorherrschaft von Vater, Ehemann oder Vormund zu führen.
Mit der Schilderung der durch Quellenarbeit in Chroniken und Biografien der historischen Romanfiguren nachweisbaren Intrigen, legte die von der Materie begeisterte Autorin, auch gleichzeitig den Grundstock für ein vielbändiges Gesamtwerk. Ihre Reise durch das zwölfte Jahrhundert könne künftig zehn Bände umfassen.
Wer nun selbst mit dem Gedanken spielt, schriftstellerisch tätig zu werden, erfreut sich bestimmt an den Informationen, welche Sabine Ebert in lockerer, gar familiärer Atmosphäre den Zuhörern zum Thema ihrer Arbeitsweise verriet. So waren frühere Werke aufgrund ihrer journalistischen Arbeit beispielsweise knapp fünf Jahre in der Federschmiede. Heute, als Vollzeitautorin, habe sie inklusive Recherche und dem wichtigen Rohbau für mindestens fünf weitere Romane aus der Serie, für „Schwert und Krone“ hingegen nur zwei Jahre benötigt. Zudem sollen die kommenden Bücher im Jahresrhythmus erscheinen.
Auch würden großflächige Papiere von Flipcharts ihre heimischen Wände bedecken, um die chronologischen Windungen präsent zu haben, denn immerhin sind unter allen auftretenden Charakteren des Romans, nur deren sechs fiktiv und alle weiteren mit Herkunft, Zeit und Ort historisch verbürgt.
Neben der Zusammenarbeit mit universitären Historikern, die ebenfalls für die Genauigkeit der Schilderungen und Begleitmaterialien des Buches, wie denen der Karten, stehen, schöpfe sie zudem das Wissen und die Kraft für ihre Bücher aus ihrer Betätigung in der Reenactment-Szene. In dieser werden vergangene Geschehen aus zahlreichen Zeitepochen, meist sind es Schlachten, wie bei einer Theateraufführung, historisch richtig nach gespielt. Die Begeisterung für dieses Themenfeld spiegelte sich nicht nur in ihren Augen wieder, sondern konnte man auch an ihrem breiten Lächeln erkennen, vor allem als Sabine Ebert von ihren Freunden aus der Reenactor-Gruppe Mark Meißen 1200 erzählte.
Auf Nachfrage vermochte sie ebenfalls noch einige Details aus ihrem „Bücherleben“ wiedergeben. Abgesehen von einer klar geäußerten Präferenz für die heimatnahe Leipziger Buchmesse, die im Gegensatz zur Frankfurter eine Leser- und keine Fachbesuchermesse sei, gab es Interessantes zur Umschlaggestaltung der Bücher zu erfahren. Seit der Hebammen-Reihe seien Foto-Cover verwendet worden, deren Modelle für die Frauenbildnisse auf dem Einband, von ihr selbst beziehungsweise von Freunden der Autorin aus dem Reenactment eigens dafür mit Kleidern und Accessoires ausgestattet wurden. Diese Umsetzung war neu und so bisher noch nicht verbreitet, weshalb auch andere Bücher in ihrer Titelbildgestaltung davon inspiriert wurden, jedoch sichtlich oft mit Kleidern aus dem Theaterfundus oder von Kostümverleihen agieren mussten.
Jetzt, mit der ikonografisch Gestaltung von „Schwert und Krone“, fand man abermals eine neue sowie schöne Alternative zu den bisherigen Covern.
Wer als Literaturfan und aus bestehendem Interesse an historischen Romanen also die Chance hat, einer Lesung von Sabine Ebert beizuwohnen, sei nur ans Herz zu legen, diese auch zu nutzen. Ansonsten lohnt sich natürlich nicht nur ein Blick in das aktuelle Buch, sondern auch auf die Homepage oder dem Social-Media-Auftritt der Schriftstellerin!
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