Hip, historisch, hässlich-hübsch. So oder so ähnlich erleben die Mehrzahl der Touristen Berlin. Die Hauptstadt, die ich zwar nicht wie meine Westentasche, aber dennoch ziemlich gut kenne – die nach Freiheit, Kunst, aber oft auch Irrwitz klingt und sich in Allerwelts-Gewändern präsentiert, zeigte sich am 18. März in einem ganz besonderen Outfit.
Die Chocolaterie und Buchhandlung „Fräulein Schneefeld & Herr Hund“ veranstaltete nämlich zusammen mit dem homunculus-Verlag eine „Buch-Freilassungs-Feier“ für die Blogger-Anthologie „Warum ich lese“. Vierzig deutschsprachige Bücherblogs kamen in dem von Sandro Abbate initiierten Projekt zusammen, um von ihren ganz persönlichen Lesemotivationen zu erzählen.
Auch ich folgte der typisch, prenzelbergischen Einladung von lockeren Türklinken, Kartoffelsalat und Schokoladenbier und konnte mich schnell in einem kleinen, aber feinen, wie aus der Zeit gefallenen Raum mit einem liebevoll ausgewählten und Inhaber-Erlesenen Büchersortiment, als auch einem ebensolchen Spektrum an Schokoladenwerk, wiederfinden. In dessen Hinterstübchen man wiederum an einer einladenden Tafel Platz nehmen konnte.
Zur Begrüßung gab es – wie sollte es anders sein – Buchstabensuppe und für jeden ein Autorenexemplar von „Warum ich lese“. Ob aus dem Innenleben der Suppe bei dem ein oder anderem Konsumenten nun ein neuer Roman entstanden ist, lässt sich noch nicht sagen, aber neben interessanten Gesprächen und toller, musikalischer Live-Begleitung, gab es vor allem viele schöne Lesemomente.
Gleichzeitig durfte man tiefe Einblicke in die Lesebiografie der Beitragenden, von den achtzehn anwesend waren, gewinnen.
Von Bücherwürmern, die aus buchfern gelegten Eiern schlüpften, also in Nestern, in denen es nur geringste Literaturspuren gab, über Federschwinger, die ihre Textkost mit Texten verdienen und dieses als Beruf, wie Berufung sehen, bis hin zu den Herren und Damen an der Lesestoffquelle selbst: sie alle saßen einträchtig zusammen.
Was das „Warum ich lese“-Projekt betrifft, so plant der homunculus-Verlag künftig eine Kampagne “Wege zum Lesen” mit der Stiftung Lesen, bei der sicher noch viele interessante Veranstaltungen zu erwarten sind. Daher kann ich nur empfehlen gespannt abzuwarten und die Augen nach etwaigen Lesungen offen zu halten, sofern sie natürlich nicht hinter einem Buch versteckt sind. – Für mich klang der Abend auf jeden Fall sehr positiv aus, denn es war schön andere Bibliophilie zu treffen und sich untereinander auszutauschen. (Vielen Dank auch an Fenna von Lesemanie für die Wartezeit verkürzende Unterhaltung auf dem Rückweg!)
Ab dem 20. März kann man also ganz offiziell neben der eigenen, endlich 39 weitere Liebeserklärungen an die Literatur in den Händen halten. Und sie nie wieder los lassen – ein Ausdruck ewig währender Zuneigung, der hoffentlich viele verführen mag.
Update: Eine zwar vielleicht nicht unvoreingenommene, aber dafür wunderbar treffende Rezension zu „Warum ich lese“ findet man bei BücherKaterTee.
Zurück zur Übersicht …