Autor: Sebastian Fitzek
Titel: Der Nachtwandler
Verlag: Knaur (Taschenbuch)
Erscheinungsdatum: 14. März 2013
Seitenzahl: 320
ISBN-10: 3426503743
ISBN-13: 978-3426503744
Rezension:
“Der Nachtwandler” von Sebastian Fitzek ist der nun mehr vierte Band des Autoren, welcher seinen Weg in mein Bücherregal fand, doch man kommt nicht um die Frage umhin, ob auch dieses Mal der Kauf lohnenswert war.
Inhaltlich wird man mit dem Leben von Leon Nadler, einem jung verheirateten Architekten, der zusammen mit seiner Künstlerfrau in einer Altbauwohnung, in irgendeiner – gleich strukturierten – Stadt der Welt lebt, konfrontiert und der schon vor dem frühen Ableben seiner Eltern durch einen Verkehrsunfall an “Schlafwandlungen”, sowie “Schlafangst” litt. Scheinbar Symptomlos und trotz den Widrigkeiten des Lebens glücklich, wendet sich eines Morgens schließlich alles ihm zuvor Vertraute und sein Universum gerät mit der plötzlichen Flucht seiner Frau Natalie, augenmerklich von ihm misshandelt, aus dem gemeinsamen Schlafzimmer, ins wanken. Auf der Suche nach Selbiger findet sich der Leser in einer Verkettung bizarr konstruierter Szenarien aus Leons Psyche, Erzählungen von seinen Adoptiv,- als auch Schwiegereltern, über fragwürdigen Psychiatern, geführten Doppelleben und nicht zu Letzt verwunschenen Häuser mit ihren ganz eigenen Nachbarn, wieder.
Doch was ist Traum und Wirklichkeit? Wo fängt die Fremdbestimmung und Eigenwahrnehmung an, wo endet sie? Wann ist die eigene Grenze des Tragbaren (auch des Autoren) erreicht?
Zweifelsfrei versteht es Fitzek, wie kaum jemand anderes und wie bereits in seinen vorigen Werken, die Wahrnehmungsgrenzen zwischen Fiktion und Realität des Lesers grandios mit einander verschwimmen zu lassen, was ebenso wie der flüssige Schreibstil, welcher selbstverständlich ebenfalls in seinem aktuellen Roman beibehalten wurde, positiv zu bewerten ist. Auch die erfrischend sympathischen Danksagungen des Autors waren am Ende des Romans wieder vertreten; möchte man das Buch jedoch ernsthaft objektiv betrachten, kommt man trotz der durchaus vorhandenen, guten Eigenschaften nicht um den Entschluss herum, das das Maß der Kreativität und Inspiration wohl vorerst gänzlich erschöpft sei. Denn sind einem die definitiv besseren, sowie eindrucksvolleren Vorgänger “Der Seelenbrecher”, “Das Kind” und andere Exemplare bekannt, bekommt man gleich zu Beginn des “Nachtwandlers” den Eindruck, sich beim Lesen in einer Art Dejaveu-Schleife zu befinden. Ähnlich wie der Protagonist muss man sich durch zähflüssige (weil sich widerholende) Schemata kämpfen und gelangt letzten Endes an die schon erwartet, berechnende Wendung. Das Buch wirkt zudem leider absolut ‘gehetzt’, atemlos und statt einem kontinuierlichem Spannungsaufbau, der einen vielleicht die Figuren vertrauter erscheinen ließe, ergeben sich die Handlungsabläufe Schlag auf Schlag beziehungsweise sind erst die letzten achtzig Seiten stetiger verfasst, so dass man einen kleinen Zugang zu der Intention des Werks erhält.
Die Grundidee des Romans (die Thematik des Somnabulismus und die Suche nach der ungeklärten Antwort auf die Frage, ob man im Schlaf tatsächlich ein Doppelleben führen kann bzw. inwiefern man von dieser Krankheit in seinen alltäglichen Handlungen beeinflusst wird) ist nämlich absolut interessant und diskutabel, aber bei der Umsetzung des Inhalts (die Unstimmigkeiten, gerade bezüglich der Polizeiaufklärung am Ende des Werks, welche sogar grob außer Acht gelassen wurde) wird man einfach das Gefühl nicht los, dass Herr Fitzek leider mehr Wert auf eine mögliche Leinwandveröffentlichung gelegt hat, als auf ein in sich (selbst in dem geplanten Irrationalismus) plausibles Buch. Etliche Szenen, die eher wie Fetzen eines Drehbuchs erscheinen und denen für einen Roman die Tiefgründigkeit und die räumlich,- als auch emotionale Beschreibungen fehlen, zeugen davon.Was insgesamt einfach nur schade ist und seinem bisherigen Erfolg meiner Meinung nach, erheblich Abbruch tut.
Mein Fazit: Insgesamt hat mich der ‘Nachtwandler’ daher leider nicht überzeugt, da es empfehlenswertere Bände gibt und man sicher nach dem Lesen eher zwei Mal überlegt, ob man das nächste Werk sich ebenfalls zu Gemüte führen möchte. – Ich würde mir für die Zukunft wünschen, dass sich Sebastian Fitzek wieder auf seine einstig, positiven Fähigkeiten besinnt (die kleinen Gimmiks ließen seine Bücher zum Beispiel auch einzigartig werden): durchdachte Handlungen ohne Erfolgsdruck. Dafür nimmt man sprich Frau und der geneigte Leser gewiss auch gern längere Wartezeiten zwischen den Veröffentlichungen in Kauf.
Wertung: 3/7 Schreibfedern
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N’abend, Fitzek woltle ich schon immer gern mal lesen, aber in der Bibliothek finden sich meist schon in den Regalen von A-E soviele lesenswerte Bücher, dass der Fitzek immer noch auf meiner To-read-Liste steht.
LG aus dem Erzgebirge,Kathrin