Autor: Lincoln Child
Titel: Wächter der Tiefe
Verlag: rororo (Taschenbuch – Dritte Auflage)
Erscheinungsdatum: 01. Februar 2010
Seitenzahl: 464
Originaltitel: Deep Storm
ISBN-10: 349924599X
ISBN-13: 978-3499245992
Rezension:
„Wächter der Tiefe“ ist ein wissenschaftsbasierter Spannungsroman, in dessen Handlung die Hauptfigur Doktor Peter Crane, ein im amerikanischen Militär tätiger Arzt und ehemaliger Marineangehöriger, Gesundheitsprobleme auf einer Station im Nordatlantik vor der Küste Grönlands untersucht.
In dem Prolog wird die Eingangsbühne, die Bohrinsel „Storm King“, vorgestellt, auf der bei Routine-Wartungsarbeiten Störungen auftreten. Zwanzig Monate später setzt schließlich die Haupthandlung ein. Der Leser lernt ein, in großer Eile vom Bohrinselbetreiber „Amalgamated Shale“ aus Miami herbeigerufenen, Dr. Crane kennen, welcher widerum in einem kurioserweise militärisch besetzten Hubschrauber auf „Storm King“ eintrifft und von einem Verbindungsoffizier empfangen wird. Dieser führt ein Interview zur Erkundung etwaiger Gesundheitsrisiken durch, nimmt mehrere schriftliche Verschwiegenheitserklärungen entgegen und lässt Crane im Anschluss in einer Bibliothek warten, in der mittels Videotelefonat ein erster Kontakt mit einem Doktor Howard Asher erfolgt, welcher der Leiter der NOA, der National Oceanographic Administration, ist.
Selbiger eröffnet Crane nach und nach, dass „Storm King“ als Versorgungsplattform oberhalb einer großen Unterwasserforschungseinrichtung, ERF getauft, steht, die einer Entdeckung auf dem Meeresboden des Atlantiks nachgeht; Asher postuliert, dass es sich um das sagenumwobene Atlantis handelt. Außerdem teilt er Crane den wahren Hintergrund seines Rufes mit – rund ein Viertel der Besatzung der Forschungsstation ist erkrankt, die Ursache jedoch immer noch unklar.
In Zusammenarbeit mit Dr. Michele Bishop, einer Ärztin des ERF, macht sich Crane alsbald an die Arbeit, wobei er relativ schnell seine erste Überlegung widerrufen muss: die Symptome sind einfach zu komplex und individuell, als dass sie zur Caisson-Krankheit passen könnten. Auch alle anderen Theorien fallen im Lauf der weiteren Handlung weg, währenddessen die Krankheitsfälle immer schlimmer werden.
Hinsichtlich der sich immer drastischer ausbreitenden Symptomatiken (Selbstverletzungen, bis hin zu den ersten Toten) erfährt Dr. Crane nun auch, gegen die Opposition von einem militärischen Verantwortlichen, die Unterstützung von dem wissenschaftlichen Leiter der Station. Asher eröffnet Crane letztendlich weswegen die Instituion tatsächlich erbaut wurde und weiht ihn ein, was es mit dem Projekt auf sich hat. Denn bei den ursprünglichen Arbeiten auf der Bohrinsel wurde ein Signal weit unterhalb der Mohorovich-Diskontinuität entdeckt. Auf dessen Wahrnehmung hin führte man später Grabungen durch, die letzten Endes Artefakte förderten, dessen Technologie und Ursprung wissenschaftlich nicht erklärbar waren.
Selbige werden zu einem weiteren Untersuchungsobjekt des Forschers, dem trotz zahlreicher Rückschläge ein erster Durchbruch durch die Missachtung weiterer Sicherheitsregularien gelingt – plötzlich wird das Signal auf unzähligen Wellenlängen im gesamten elektromagnetischen Spektrum übertragen. Doch noch immer weiß keiner an Bord, was das Phänomen eigentlich an Informationen übermitteln soll. Während also die meisten den Äußerungen, dass „wohlwollende Außerirdische“ in gütigen Absichten Technik für den menschlichen Fortschritt in einer Art verborgen hätten, die deren Bergung nur dann zulässt, wenn die Menschheit bereit für diese Technik sei, Glauben schenken, taucht ein allen Anwesenden unbekannter, sowie mysteriöser alter Mann im Quartier von Dr. Crane auf, der sich als Dr. Flynt vorstellt und eine kryptische Warnung hinterlässt, die Ersterer jedoch in den Wind zu schlagen scheint.
Derweil kämpft die Stationsbesatzung mit einem Sabotageversuch, denn die druckfeste Kuppel, welche die Einrichtung umgibt, war mit einem Industrielaser beschädigt worden, so dass zunächst eine uneinschätzbare Situation entsteht, die jedoch zu keinen größeren Schäden führt. Mitten in dem daraufhin gut dargestellten Klima des Misstrauens spitzt sich die Situation insofern weiter zu, als dass auch Dr. Asher durch einen Brand ums Leben kommt. Doch vor seinem Tod vermochte er Crane noch wichtige und ebenso wundersame Informationen zu übermitteln: einen irischen Klosterbericht über ein Spektakel aus dem 14. Jahrhundert, welches zur Auslöschung der gesamten Einwohnerschaft einer kleinen Küstensiedlung führte, sowie einen entschlüsselten Nachrichteninhalt, der widerum nur kodierte Rechenanweisungen und andere nicht definierte, verbotene, mathematische Ausdrücke, zum Vorschein brachte.
Ausgestattet mit diesem Wissen und ergänzt um weitere Beweise, die einen dunklen Hintergrund hinter dem Signal unter der Moho verheißen, versucht Dr. Crane letztendlich den operativen Leiter der Unternehmung, Admiral Spartan, vom einem Abbruch der Forschungen zu überzeugen, doch wird dieses Ansinnen vom Antagonisten, Commander Coriolis, durchkreuzt, welcher nicht nur Dr. Crane festsetzen lässt, sondern soweit geht, dass er Admiral Spartan des Kommandos enthebt, was dem explosiven Finale und der Stationsauflösung den finalen Weg bahnt.
Lincoln Child hat mit diesem Roman meiner Meinung nach, wieder gewohnt spannungsreiche Lesekost geliefert. Da er zudem die eine Hälfte des Autorenduos Preston/Child darstellt, liegt es nahe, sein Solowerk mit der Hauptreihe des Duos rund um FBI-Special Agent Pendergast zu vergleichen. Insbesondere bei einer Gegenüberstellung zu Frühwerken, wie beispielsweise „Relic – Museum der Angst“ und den folgenden zwei Teilen der Trilogie, fällt bei den „Wächtern“ der geringere Einsatz der esoterischen Komponente absolut positiv ins Gewicht und für Techno-Thriller Liebhaber ist das mitreißende Buch sicher sehr empfehlenswert!
Wertung: 4/7 Schreibfedern
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