Nacht unter Tag (Val McDermid)

ZERO Werbeagentur, München; getty images / Stone+ / Gandee Vasan getty images / Ian Cumming / Axiom Photographic Agency

Autor: Val McDermid
Titel: Nacht unter Tag
Verlag: Knaur (Taschenbuch)
Erscheinungsdatum: 10. Mai 2010
Seitenzahl: 544
Originaltitel: A Darker Domain
ISBN-10: 3426504464
ISBN-13: 978-3426504468

Rezension:

Der Kriminalroman „Nacht unter Tag“ von Val McDermid spielt in Schottland im Bezirk Fife, in welchem ein Ermittlungsteam um die beiden Hauptfiguren Detective Inspector Karen Pirie, als auch Detective Sergeant Phil Parhatka von der Abteilung für ungelöste Fälle in dem Verschwinden eines Schotten, namens Michael „Mick“ Prentice, ermitteln.

Während der Untersuchungen können die beiden zuständigen Detectives Berührungspunkte mit einem kalten, das heißt lang zurückliegenden, Entführungs,- beziehungsweise Mordfall feststellen. Durch diese relevante Tatsache, umfasst das Buch zwei gen Ende sich vereinigende Handlungsstränge, die einmal im Jahr 1984 und 2007 spielen. – Ersterer spielt vor dem Hintergrund der britischen Bergarbeiterstreiks und dem Konflikt der Gewerkschaften mit der Tory-Regierung unter Margaret Thatcher.

Mick Prentice war nämlich einer dieser Bergmänner, der von seiner Tochter erst knapp 23 Jahre nach seinem Verschwinden als vermisst gemeldet wird, da ihr eigener, an einer Leukämieform erkrankter, Sohn nur durch eine Knochenmarksspende eines nahen Verwandten gerettet werden kann, sie aber ihren von ihrer Mutter und der ehemaligen Gemeinschaft der Bergleute als Streikbrecher verstoßenen Vater nicht auffinden kann.

Parallel dazu entdeckt die britische Enthüllungsjournalistin Annabel „Bel“ Richmond im Laufe einer Urlaubsreise in der Toskana ein Beweisstück zu dem ebenfalls schon 23 Jahre zurückliegenden Kriminalfall der Entführung, Erpressung und Ermordung von Catriona Maclellan Grant, sowie ihrem Sohn Adam gegenüber ihrem Vater, Sir Broderick Maclellan Grant.
Dieses Beweisstück, ein Druck des Kommunikationsschreibens der Entführer, nutzt sie, um in das Umfeld des notorisch pressescheuen Sir Brodericks aufgenommen zu werden. Letztes Endes führt dies sogar dazu, dass Richmond als private Ermittlerin Sir Brodericks und Kontaktperson zur bald eingeschalteten Polizei eingesetzt wird.

Der höchstrangige Polizist der zuständigen Polizeidienststelle in Glenrothes, Simon Lees, verpflichtet indes Karen Pirie zur Fokussierung auf den Fall der Grants.
Die Inspektorin verfolgt stattdessen jedoch lieber in Eigeninitiative die Untesuchungen im Fall des vermissten Mick Prentice, wobei sie schon bald erkennt, dass es sich nicht um einen abgetauchten Streikbrecher handelt. Denn nach und nach vermag die Protagonistin einige der Handlungen der letzten Stunden vor dem Verschwinden des Bergarbeiters nachzuvollziehen. – Ermittlungen, bei denen einige Überraschungen aufgedeckt, eine Leiche gefunden und die Weichen für das Finale des Romans gestellt werden können.

Bis zur Aufklärung des Falls besticht die Geschichte zudem immer wieder durch Beschreibungen der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse des Schottlands in der Mitte der 1980er Jahre, die spürbar zur Atmosphäre des Buches beitragen und in welche man sich als Leser gut hinein versetzten kann. Das Buch selber liest sich aufgrund der streng chronologisch und geografisch gegliederten Abschnitten, wie eine Abfolge an Filmsequenzen, die letztendlich im überraschenden Ende zusammengeführt werden. Ein Begebenheit die man ganz nach dem persönlichen Geschmack mögen kann, aber auch nicht muss und daher wohl von der Aufmachung des Werkes noch am meisten polarisiert.

Ansonsten ist es lohnenswert, sich mit der jüngeren britischen Geschichte auseinander zusetzen, um die Feinheiten der Details der Beschreibungen der Lebensumfelder der einzelnen Figuren und die damit abgerundete Spannung des Buches zur Gänze genießen zu können. Der Roman selber ist auf jeden Fall eine solide Kriminalkost, die man leicht und angenehm genießen kann.

Wertung: 4/7 Schreibfedern
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