Autor: Deborah Crombie
Titel: Der Rache kaltes Schwert
Verlag:Goldmann
Erscheinungsdatum: 16. Oktober 2012
Seitenzahl: 448
Originaltitel: And Justice there is None
ISBN-10: 3442478634
ISBN-13: 978-3442478637
Rezension:
Der Kriminalroman „Der Rache kaltes Schwert“ von Deborah Crombie spielt in London, hauptsächlich im Stadtteil Notting Hill und beinhaltet Crombies gewohnte Hauptfiguren, die nun schon zum achten Mal in Szene gesetzt werden: die kürzlich zum Inspector beförderte und zur Polizeiinspektion Notting Hill versetzte Gemma Jones, sowie ihr Lebensgefährte, Superintendent Duncan Kincaid von Scotland Yard, ermitteln im Mordfall zum Nachteil von Dawn Arrowood, einer Anfang dreißigjährigen Frau, die in der Ehe zusammen mit Karl Arrowood lebte, welcher wiederum ein höherklassiges Antiquitätengeschäft in der Kensington Park Road betreibt.
Auf den ersten Seiten des Buches findet Mr. Dawn seine Ehefrau mit durchgeschnittener Kehle in der Einfahrt zu ihrem gemeinsam bewohnten Anwesen; durch die Schilderung der direkten Mordhandlung kann man als Leser zudem ‘hautnah’ miterleben wie der erste Hinweis auf den Täter – von ihm selbst gesprochen – „Es tut mir Leid, es tut mir so Leid“, hinterlassen wird.
Gleichfalls darf man sich auch an Informationsstücken, die aus Werken zur Geschichte von Notting Hill zitiert und an jedem Kapitelanfang zu finden sind, sowie an eine kursiv gesetzten Vorgeschichte zur Jetztzeithandlung erfreuen. Die geschichtlichen Informationen betten die Handlung in einen passenden Kontext ein und die Vorgeschichte liefert, neben persönlichen Hintergründen zu einigen Figuren der Handlung, zusätzlich noch einen Abriss über die sozialen Verhältnisse im Notting Hill der 1960er Jahre.
Superintendent Kincaid, der außerhalb seines Reviers, nicht den Eindruck erwecken möchte, dass er seiner Partnerin die Ermittlungen nicht zutraut, hält sich weitgehend im Hintergrund – das Werk ist nämlich aus der Sicht von Gemma Jones geschrieben.
So nimmt auch nach und nach die Geschichte, welche in klassischer Whodunit-Form verfasst ist, ihren Lauf. Inspector Jones ist, weil sie die Leitung des Falls ihrem Untergebenen Sergeanr Gerry Franks übertragen hat, immer dicht am Ermittlungsgeschehen, befragt Zeugen, als auch Verdächtige und setzt schließlich die Puzzlestücke zusammen.
Die Ermittlungen an sich beschränken sich nicht nur auf das soziale Geflecht rund um das Opfer, ihrer Familie und ihrem heimlichen Liebhaber Alex Dunn, sondern umfassen auch den Ehemann Karl, der später ebenfalls ermordet aufgefunden wird. Dabei flechtet die Autorin gut teils stereotypisierte Gedanken über ausländische Zuzügler, beispielsweise westindische Einwanderer in der Gestalt der Familie Thomas und osteuropäische Emigranten in Form des Gaststättenbesitzers Otto Popov, ein. Diese, sowie weitere Figuren werden in einem nur schrittweise offen gelegten, aber engen und doch plausiblen Beziehungskontext eingewoben, welches den Leser noch ein Stück schneller als die Ermittler zur Falllösung führt. – Eine Falllösung, die schließlich in einem dramatischen Klimax endet und gleichzeitig auch den Ausgangspunkt für die nachfolgende Geschichte der Serie „Nur wenn Du mir vertraust“ liefert.
Wer also fesselnde Geschichten wie aus der Feder eines Michael Crichton bevorzugt, wird an „Der Rache kaltes Schwert“ wahrscheinlich nur geringen Gefallen finden, da die Spannung oft zu sanft ist, was aber im Prinzip auch wieder den Reiz des Buches ausmacht. Denn liest man gerne Kriminalromane und dies auch in Momenten der persönlichen Ruhe, so dürfte dieses durchaus tiefgründigere Werk denjenigen auf jeden Fall erfreuen.
Wertung: 4/7 Schreibfedern
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