Buchreihen – Ein (Lese) Fluch oder Vergnügen?

Fortsetzungen beliebter Romane sind ein sich gefühlt seit den 90er Jahren schnell und weit verbreitender Trend, aber mal ehrlich – Hand auf’s Herz – wie viele betroffene Bücher beendet man wirklich? Vollständig, versteht sich.

Es gibt viele Arten verschiedener Buchreihen: Die Klassiker (Brockhaus), die Nimmer-Endenden (Perry Rhoden), die Missverstandenen (wie war das gleich mit den diversen Büchern der Bibel), die Inhaltsleeren (Shades of Gray lässt grüßen), die den Autor oder Leser Über,- oder Unterfordernden (hierzu kommen mir momentan keine Beispiele in den Sinn, doch es gibt gewiss genügend) und die ewig Zeitlosen (Märchen) .
Nein, aber auch ernsthaft betrachtet, ist das Spektrum der Fortsetzungswerke im Prinzip genauso breit gefächert, wie die jeweiligen Genre auf dem Buchmarkt vertreten sind.

Was das Für und Wider dieser Themaktik betrifft, finde ich es immer schade, dass man sich zwar oft das mutmaßliche Erscheinungsdatum des Folgebandes merkt und im besten Fall sogar digital oder klassisch notiert, nur um es dann bei der eigentlichen Veröffentlichung doch wieder vergessen zu haben und somit leider auch den ‘Anschluss’ zu verpassen.

Andererseits ist natürlich die Vorfreude während der Wartezeit auf den Nachfolgeroman ein Kriterium, dass einen umso mehr an die jeweilige Reihe fesseln kann. Schließlich entsteht dadurch ein größerer Raum für Spekulationen und man kann sich intensiver mit der schon vorhandenen Materie, sowie einzelnen Handlungssträngen auseinandersetzten. Oder sich seinen Lieblingscharakteren in eigenen Geschichtsabhandlungen widmen, weshalb der fortwährende Lesenachschub im Gegensatz zu einem klassischen, einfachen Buch gewiss auch ein unbestechlich positives Argument für die Vorteile von Buchreihen darstellt. Obwohl endlose Diskussionen und entsprechende Wartezeiten selbstverständlich vereinzelt auch ebenso zu Frustrationen führen können.

Persönlich habe ich bisher eigentlich nur viel zu wenige Buchreihen wirklich beendet oder zumindest bis zu ihrem aktuellsten Stand verfolgt und gelesen. Dazu zählen an der unangefochtenen Spitze selbsterklärend Harry Potter (Joanne K. Rowling), Die Tribute von Panem – Trilogie (Suzanne Collins), Mary Hooper, Sherlock Holmes oder gleichermaßen die Serie um Peter Grand von Ben Aarovitch. Unter den noch auf dem SuB (Stapel ungelesener Bücher) schlummernden Exemplaren findet man hingegen den dritten Veronica Roth Band, das Finale von Micheal Scott um Nicholas Flamel, als auch Jeffrey Deavers neuste Serie. Wobei allesamt absolut empfehlenswerte Werke sind, es also definitiv nicht an der mangelnden Qualität der Autoren oder ihrer Erzeugnisse liegt.

Sicher gibt es auch Bände, die ich aus Desinteresse und vergangene Leselust bewusst links liegen lasse und deren gutgemeinten Fortführungen mich schlicht nicht mehr ansprechen. Sei es aus Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit oder aber der Tatsache geschuldet, dass sich die Geschichte in eine für mich nicht plausible und gefällige Art fortgesetzt hätte. Doch das sind bei mir eher die Ausnahmen für deren Regel Eragon mit dem vierten und letzten Roman der Reihe und auch Trudi Canavans ‘Gilde der schwarzen Magier’ ein Beispiel wären, genau wie allgemein Frauen,- und Historische Romane, die ich eher selten lese.
Phantastische Endlos-Bände, wie ‘Die Chroniken von Araluen’ (John Flanagan), lehne ich allerdings schon aus Prinzip ab. Das mag vorverurteilend klingen, aber die Erfahrung lehrte mich in diesen Fällen einfach bereits zu gut, dass es nur wenig Geschichten gibt, denen das immerwährende ergänzen von neuen Erzählsträngen zu Gute kommt. Zudem schrecken mich wahrscheinlich die häufig dort aufwartenden Klischees, sowie die naturgemäß nur schlecht verarbeiteten Wiederholungen einiger Plotverläufe ab. (Irgendwann ist einfach auch die letzte Halsschlagader aufgebissen wurden, eine Jungfrau entführt oder das letzte verschwundene Familienmitglied aufgespürt wurden.)

Selten hat mich eine Werkreihe überrascht, die ich dann eigentlich eher durch Zufall in die Hand bekam und im Vorfeld aufgrund des Covers oder der Präsentation im Buchladen beziehungsweise dem künstlichen Hype bereits ablehnend gegenüber stand. Terry Pratchetts Scheibenwelt-Märchen ließ mich kurioserweise dies erleben.

Ein nicht außer Acht zu lassendes Phänomen sind ansonsten auch Bücher, deren Geschichten zwar in einem gemeinsam geschaffenen Universum spielen, dafür aber größtenteils unabhängig voneinander zu genießen sind. Spontan kommen mir die Erzählungen rund um und aus Zamonien (von Walter Moers) in den Sinn, ebenso wie an dieser Stelle die Welt der ‘Beschenkten’ von Kristin Cashore aufzuführen ist.
Dieser so zustande kommende Kompromiss, welcher die positiven Aspekte von Buchreihen übernimmt, dabei einem jedoch nicht den Zwang der Reihenfolge und Vorbesitzkenntnisse auferlegt, bildet meiner Meinung nach, eine gute Alternative, die mir oft sogar am Liebsten ist. Etwas, das einem gewöhnlich meistens im Kriminalbereich mit seinen jeweiligen, individuellen Ermittlern in stets neu konstruierten Mordfällen, begegnet.

Man kann also nicht pauschal erklären, woran es nun liegt, dass manche Buchreihen einfach ‘populärer’ sind und vollständig verzehrt werden, als wiederum andere, die nicht ihren Weg ins das Buchregal finden. – Vermutlich ist es einfach der jeweiligen Lesestimmung und persönlichem Geschmack geschuldet, womit das Ganze simpler als ursprünglicher erwartet und zumeist vollkommen unabhängig von der Qualität der Bücher oder deren Schöpfer ist.

Aber was meint ihr? Wie sieht es bei euch mit dem Thema „Fortsetzungen“ aus?

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