Autor: Kirstyn McDermott
Titel: You are mine
Verlag: Piper
Erscheinungsdatum: 16. April 2012
Seitenzahl: 384
Originaltitel:Madigan Mine
ISBN-10: 3492273978
ISBN-13: 978-3492273978
Rezension:
Nachdem ich in letzter Zeit häufiger in mir eigentlich fernen Genre hinein gelesen habe, sei es weil ich sie geschenkt bekommen habe, schlicht etwas Abwechslung suchte oder beim Stöbern darüber gestolpert bin, ist mir schließlich auch „Your are mine“ von Kristyn McDermott eher zufällig in die Hände gefallen.
Der Horrorthriller gibt die Beziehung zwischen Alex(ander) Bishop und Madigan Sargood wieder, welche sich seit Kindesbeinen an kennen, jedoch noch vor der Pubertät durch einen Umzug der jeweiligen Elternhäuser auseinander ‘gerissen’ wurden und handelt von einem scheinbar, tragischen Liebesglück, dass durch den Freitod der weiblichen Hauptfigur ein frühes Ende findet. So gewinnt man zunächst das Bild von einem jungem Paar, bei dem Madigan, die aus einer gehobenen Gesellschaftsschicht stammt und bildende Kunst studierte, bevor sie nach zahlreichen Reisen durch die unterschiedlichsten Länder der Welt zurück ins australische Melbourne kam, den eher introvertierten und alles beziehungsweise jeden in Frage stellenden Alex dominiert. Umrahmt wird dieser Eindruck durch eine mystisch, okkulte Atmosphäre, welche um das Leben der beiden Ungleichen gewoben wird und auch die Ereignisse, die zum Suizid der Protagonistin führten, einschließt. Ein Ambiente, das einen stets in den Wirren der Handlung gefangen hält.
Daher verschwimmen nicht nur vor Alex geistigen Augen Gegenwart und Vergangenheit, sondern erfährt man selbst ebenfalls durch die während der Beerdigung und dem Trauerprozess aufkommenden Erinnerungen und Rückblenden ein Großteil des Beziehungsaufbaus. Angefangen vom Ersten wieder Aufeinander Treffen der Zwei, über ihr Zusammensein, dem langsam entstehenden Bruch in ihrer Wirklichkeit bis hinzu den finalen Erkenntnissen und natürlich auch einzelnen Anrissen aus den Leben einiger nicht unwichtiger Nebenfiguren.
Da diese Erlebnisse, wie die gesamte Geschichte, jedoch aus Alex Perspektive niedergeschrieben sind, ist es schwierig zu unterscheiden, was nun der Buchrealität, einfachem Wunschdenken oder doch dem Wahn(sinn des Augenblicks) geschuldet ist. Vielleicht auch weil grundsätzlich das Pedant zu den von ihm deutlich eingefärbten und erzeugten Bildern fehlt. Zudem ist es schwierig sich in ihn hineinzuversetzen, vor allem wenn man sich bei den rein subjektiven Erzählungen zumindest in keiner Facette oder einem Charakterzug seinerseits wiederfindet. Denn Selbstzweifel, Unsicherheit und Eifersucht sind bis zu einem gewissen Maße – wie man Allem in kleinen Mengen etwas Positives abzugewinnen kann – nützlich, hilfreich und sogar lebenswichtig. Doch in den Dimensionen, wie sie schon im ersten Drittel von der männlichen Hauptfigur geschildert werden, erscheinen sie einem nicht nur befremdlich und unsympathisch, sondern schlicht narzisstisch. Wodurch zwar der Kontrast zu Madigan in ihrer widersprüchlichen, Lebensbejahenden und gleichzeitig ebenso Todesführchtenden Art, gut hervorgehoben wird, allerdings leider das Verständnis für die menschliche Authentizität verloren geht.
Dieser Faktor ist sicherlich ein Wermutstropfen, den der Spannungsbogen um die Handlungsentwicklung aber bereits wieder wettmacht. Denn wer von den Beiden ist wirklich besitzergreifend und selbstsüchtig? Wer der eigentlich Verletzte und Hilfsbedürftige? Oder ist es nicht vielmehr so, dass Beide die sprichwörtlichen zwei Seiten der Medaille in sich vereinen?
Im Laufe des Romans erkennt man folglich, dass die vielen Wendungen bald auf das von Beginn an Unvermeidliche hinaus laufen. Madigan ist nämlich nicht die missverstandene Künstlerin, deren positives Bild zunächst gerne von ihrem mit Schuldgefühlen geplagten Partner aufrechterhalten wird, sondern etwas das man in dieser Art selten in der weiblichen Form findet, einfach weil die entsprechenden Neigungen und Triebe eher männlichen Figuren zugeschrieben werden, was diese Thematik aber erst interessant macht.
Davon unabhängig scheint sie auch über den Tod hinaus ihren ‘Lexi’ zu begleiten und sich unaufhörlich in die Gedanken von Selbigen zu schleichen, bis dieser nicht mehr Herr über seine eigenen Sinne ist und immer wiederkehrende Blackouts seinen Alltag bestimmen.
Aber ist das tatsächlich schon der Kern der Erzählung?
Kann es sein, dass nicht viel weitgreifendere Themen, wie die, welche sich der Liebe anschließen, zum Beispiel der Tod, den Umgang damit, der Angst davor und dem schon oft gehegtem Menschheitstraum des ewigen Lebens beziehungsweise allumfassender Weisheit ein gleichermaßen großer Teil des Romans sind?
Genau dies sollte am Besten ein jeder selbst beim Lesen in Erfahrung bringen, denn die durchaus spannende Handlung lädt einen förmlich dazu ein. Ebenso trägt der bildliche Schreibstil dazu bei, dass man die dreigliedrige Geschichte sofort als Kopfkinofilm umsetzen kann. Die Grenzen der zwischenmenschlichen Beziehungsebenen sind natürlich auch faszinierend und nicht zu Letzt die Ungewissheit des Ausgangs sprich die für jeden selbst weiter zu spinnenden Möglichkeiten des offenen Endes.
Da ich das Buch, wie eingangs erklärt, ansonsten nur beiläufig entdeckt habe, hatte ich keine allzu großen Erwartungen an das Werk, weshalb es mich im Prinzip nur überraschen konnte, was auch schließlich geglückt ist. Schockierend, wie für einen Horrorthriller üblich, war es zwar meiner Meinung nach nicht, dafür bin ich vermutlich durch die diversen Medien bereits zu sehr geprägt worden, stattdessen ist es aber in Hinblick auf die Thematik, wie unterschiedlich die Menschen immer wieder auf das ihnen Bewusstwerden der eigenen Sterblichkeit reagieren und was sie für sich persönlich für Bewältigungsstrategien suchen, absolut interessant.
Für alle Anhänger des Übersinnlichen im ‘Stephen-King-Stil’ ein Muss und ein echte Entdeckung!
Quotes:
- [...]Dass sie mit einem silbernen Löffel im Mund geboren wurden, bedeutet nicht, dass sie daran ersticken müssen.
Wertung: 4,5 / 7 Schreibfedern
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