Autor: Dani Atkins
Titel: Die Achse meiner Welt
Verlag: Knaur TB
Erscheinungsdatum: 01. August 2014
Seitenzahl: 320
Originaltitel: Fractured
ISBN-10: 3426515393
ISBN-13: 978-3426515396
Rezension:
In „Die Achse meiner Welt“, dem Debütroman von Dani Atkins, führt einen die dreiundzwanzig jährige Rachel Wiltshire zunächst in die traurigen Erzählungen der letzten fünf Jahre ihres bisherigen Lebens ein. So veränderte ein tragischer Unfall bei dem ihr bester Freund Jimmy der jungen Protagonistin das Leben rettete, indem er seines für sie opferte, ihre glückliche Welt. Eine Welt in welcher sie mit ihrem festen Freund Matt, sowie ihren Schulfreunden nach dem gerade bestandenen Abschluss verankert war. Fortan bestimmen jedoch Kummer, Depressionen und die Narben der Vergangenheit nicht nur Äußerlich den Alltag von Rachel, die mittlerweile in London lebt. Bis sie schließlich die anstehende Hochzeit ihrer bester Freundin Sarah zurück zu ihrem Vater, bei dem sie nach dem Tod ihrer Mutter in der kleinen Stadt Great Bishopsford aufgewachsen ist, zurück an den Ort des Unfalls führt. Genau dort scheint ihr Leben an einem kalten Dezemberabend erneut zu zerbrechen.
Nach einem Zusammenbruch findet sich die junge Frau nämlich in einer ihr vollkommen fremden Fassung ihres Ichs wieder, in deren Version die Gespenster des ewigen Gestern, also Jimmy, wieder quicklebendig als Polizist in ihr Bewusstsein treten, sie als anerkannte Journalistin mit Matt verlobt und ihr eigentlich Krebskranker Vater kerngesund ist. Getrübt werden diese positiven Verläufe im Prinzip nur durch die Tatsache, dass Rachel selbst sich an die für sie neuen Entwicklungen der letzten fünf Jahre nicht entsinnen kann und auf ihre traurig, bekannte Variante der Ereignisse beharrt.
Doch was ist tatsächlich passiert? Was Wirklichkeit und Wunsch?
Um diese Fragen beantworten zu können begibt man sich zusammen mit Rachel auf einen langen und beschwerlichen Weg hin zur Wahrheit. Dabei stolpert man über vermeintlich ursächliche Amnesie- Diagnosen, zweite Chancen mit ungeahnten Möglichkeiten, Theorien über Paralleluniversen samt doppelten Zeitsträngen und vielem anderen, bevor der Leser schließlich mit dem tief berührenden Ende konfrontiert wird.
…
Eine Geschichte, die fast jedem ein trauriges Lächeln entlockt und einen kurzweilig in eine bessere Welt entführt. Denn auch wenn diese lediglich in Rachels ‘Bewusstsein’ existiert, so vermittelt sie einem trotzdem das hoffnungsvolle Bild, dass am Ende des Lebens immer noch die Möglichkeit besteht zuvor gepfählte Entscheidungen zu revidieren und sein wahres Glück zu entdecken.
Einige besondere Aspekte sind absolut gut herausgearbeitet worden, wie beispielsweise das Verhältnis von Rachel zu ihrem Vater, die Intensität und Fürsorge in der Vater-Tochter-Beziehung wurde sehr authentisch geschildert und hat mich, als langjähriges ‘Papa-Kind’ natürlich gefreut. Aber auch die Grundthematik und die „Was wäre wenn…“ Interpretation war meiner Meinung nach, sehr interessant.
Aufmerksam auf das Buch bin ich durch einen amüsanten Verschreiber des Titels auf einen anderen Blog geworden, dessen das Werke ablehnende Rezensentin, mich dazu anhielt mir einen eigenen Eindruck von der Geschichte zu verschaffen. Obwohl mir Liebeserzählungen eigentlich nicht zusagen und ich mich mit dem Genre im Allgemeinen schwer identifizieren kann, entdeckte ich später bei genauerem Stöbern ein, in einen wunderschönen Umschlag eingefasstes Werk, dessen englischer Originaltitel gleichfalls überzeugt.
Dennoch bleiben zwei kleine Mankos. Zum einen lässt sich nicht von der Hand weisen, dass die Charaktere leider teilweise etwas blass umschrieben sind, weshalb man eher die Handlung, als die Figuren in Erinnerung behalten wird. – Vielleicht hätten Erinnerungsrückblenden einzelner Schulerlebnisse hier dem Ganzen mehr Tiefe verliehen. Zum anderen kann man recht früh erahnen, worauf sich die Handlung letztendlich beläuft, wodurch ich nicht unbedingt zu den vom Finale überraschten Personenkreis gehöre.
Nichtsdestotrotz eine toller Roman, der einem zeigt, dass die Zuneigung zweier Menschen untereinander stärker ist als die Endlichkeit.
Oder wie die Autorin selbst es im Booklet wunderschön zu sagen vermag:
„Wie vergessen nie die eine erste große Liebe.“
Quotes:
- Manche Freundschaften überstanden jede noch so große Entfernung oder Phase der Vernachlässigung. Doch es gab andere Menschen, von denen ich ebenfalls gedacht hatte, sie würden immer Bestandteil meines Lebens bleiben – wichtige Menschen, die dennoch irgendwie in den Hintergrund gerückt waren.
- Der Ort, zu dem ich unterwegs war, hatte für mich keinen Schrecken. Wieso auch? Es gab von einem Geist nichts zu fürchten, wenn es sich um den Geist eines geliebten Menschen handelte.
- Es gibt im Leben keine Garantien […]. Unfälle und Krankheiten brechen einfach über uns herein, wir können nichts dagegen tun. […] Trotzdem dürfen wir nicht zulassen, dass die Angst unser Leben bestimmt.
Wertung: 5 /7 Schreibfedern
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