„Sie kriegen jeden“, oder sie versuchen es zumindest, mitnichten. So laden 21 gestandene, deutschsprachige Autoren die interessierte Leserschaft zu einer kleinen Exkursion in die Welt unterschiedlicher Kurzkrimis ein. Man begegnet verschiedene Abhandlungen mit einem einleitenden, amüsanten Vorwort – pardon Vorspiel – von Herrn Bausch, deren Resümees meistens in einer Kurzvorstellung in Form eines Interviews oder Steckbriefs der einzelnen Figuren schließen und welche manchmal mehr oder auch weniger die Neugier auf die vorgestellten Charaktere, sowie Werke der Schriftsteller wecken. Doch da mit einer allgemeinen Rezension den zahlreichen Erzählungen nicht wirklich Genüge getan wäre, widme ich mich nun einfach in eben solch kurzen „Abhandlungen“ den Kurzgeschichten.
Seemann
Aller Anfang ist bekanntlich schwer, anders bei dieser Kurzgeschichte, die einen auf eine Vogelbeobachtungswarte des Wattenmeeres entführt, wo Judith Krieger als verdeckte Ermittlerin sich auf die Fährte der verschwundenen Biologin Janina begibt. Einziger Verbindungspunkt zur Außenwelt stellt der Versorgungskutter von Fährmann Malte Leemsters dar. Der Auftakt einer Erzählung, wie sie durchaus auch als Roman hätte erschienen sein können. Schließlich stimmt einen nicht nur als Nordlicht die wunderbar umschriebene Küstenatmosphäre positiv und zieht einen die salzig-berauschende Atmosphäre in seinen Bann, sondern auch der mystisch, sowie spannend gestalte Rahmen am Ende der Erzählung ist gelungen, so dass die der Seitennot geschuldete „Blässe“ der einzelnen Charaktere kaum ins Gewicht fällt. Ein Werk, das auf jeden Fall einlädt einen Blick in die vorangegangenen Bücher zu werfen.
Wertung: 5 /7 Schreibfedern
Jenseits des Tages, diesseits der Nacht
Die mysteriöse Abhandlung über den für mich persönlich sehr sympathisch erscheinen Hauptermittler Tabor Süden, welcher an einer schummrig beleuchteten Straßenecke auf eine verwunschene, alte Dame aufmerksam wird, die wiederum mit Handzetteln nach ihrer verschwundenen Tochter sucht, ist meiner Meinung nach, ausgesprochen lesenswert. In wenigen Sätzen wird nämlich sofort eine spannende Atmosphäre erzeugt, die authentisch ist und einem neben dem übersinnlichen und trotz der vermeintlichen Ferne der Charaktere, das menschliche näher bringt. Zudem ist die Geschichte obgleich ihrer ‘Leere’ lehrreich und ein Genuss für häufig leidgeplagte Sprachsynapsen, was natürlich das positive Gesamtbild noch einmal abrundet.
Wertung: 6,5 /7 Schreibfedern
Der Priester im See
Bei dieser Kurzgeschichte, welche einen ulkigen Dialog zwischen der selbstbewussten Hauptfigur des Schriftstellers und dem Autoren selbst aufgreift, ist man hautnah am Findungs,- als auch Entstehungsprozess eines Kriminalromans beteiligt. Diese Beteiligung weckt die Lust zu den bisherigen Büchern des österreichischen Duos zu greifen und sich persönlich auf die Spuren des Rätsels Lösung zu begeben, was mit ein bisschen Textbegeisterung sogar möglich ist.
Wertung: 5/7 Schreibfedern
Nie wieder Alkohol!
Sascha genannt Pascha, seines Zeichens Untoter, nimmt den Leser nicht nur mit zu einem kurzweiligen Ausflug in die Gerichtsmedizin von Dr. Gänsewein – dem einzigen Mensch mit dem er in seiner jetzigen Existenzform direkt kommunizieren kann –, sondern verfolgt von dort aus auch die Lebenswege anderer Schicksale und Seelen. So beispielsweise den einer reich verheirateten Frau, deren Reise zumindest für Sascha unerwartet endet. Leider sind die beschriebenen Wendungen jedoch sehr berechnend und für einen selbst gleichermaßen voraussehbar, weshalb neben der klar männlich orientierten Erzählweise, der Grundidee und einem sympathischen Gerichtsmediziner, leider nicht viel Herausragendes übrig bleibt.
Wertung: 3/7 Schreibfedern
Sieben Uhr
Mit dem oben aufgeführten Titel erwartet einen im Verhältnis zu den bisherigen Erzählungen, beinahe ein kleiner Roman, zumindest im Hinblick auf den vollausgebildeten Handlungsstrang und der schieren Textmenge. So rückt sich nämlich eine Französin algerischer Herkunft in den Fokus, der zwischen Frankreich und Deutschland grenzübergreifenden Ermittlungen, indem sie ankündigt den Peiniger ihres jüngeren Bruders, welcher Suizid begann, zu töten. Hauptkommissarin Louise Bonit begibt sich daher zusammen mit ihren Kollegen auf die Fährte einer tragischen Familiengeschichte und deren Zeitzeugen, die letztendlich in einem geschickten Schachzug mit offenem Ende mündet. Außerdem findet man gute Wortanlehnungen, sowie das Saatkorn eines Potenzials für einen nicht nur kommerziell erfolgreichen Kriminalroman.
Wertung: 5,5 /7 Schreibfedern
Rache auf Friesisch
Bei dieser kurzen Anekdote darf man sich an eine gelungene Tafel erfrischender Charaktere setzen, deren Gefühle und Handlungen hautnah zu degustieren sind. Süß und salzig werden Glamour und Kochen mit einer enttäuschten Liebe und einer brechenden Rache kombiniert.
Die Geschichte überzeugt weniger durch den Inhalt, als durch die sofort empfundene Nähe zu den Figuren und die Herzlichkeit derselben. Der ganz eigene Charme des Textes trägt natürlich ebenfalls zum positiven Gesamteindruck bei. So führen letztendlich italienische Wurzeln und friesische Flügel zu einer Komposition, die einem im Prinzip nur direkt schmecken kann.
Wertung: 6,5 /7 Schreibfedern
Klarer Fall
Eine lupenreine Erzählung, die von männlicher Selbstüberschätzung, häuslicher Gewalt und zwischenmenschlichen Beziehungswendungen handelt. Angesiedelt im friesischen ‘Norden’, als auch mit einem kräftigen Schuss Empathie versehen, entsteht somit ein solides Gesamtwerk, das nicht nur für Nordlichter lesenswert ist!
Wertung: 4,5 /7 Schreibfedern
Ein Bayer in Gelsenkirchen
Eine entschleunigte, dem Temperament des bayrischen Ermittlers entsprechende, Abhandlung über die Tücken von Beziehungen in einer Silvesternacht. Gespickt mit regionalem Flair, üppigen Klischees und deutlich männlich ausgelegten Humor, wurde so ein Figurenkonstrukt erschaffen, das zumindest für mich persönlich wenig ansprechend und überzeugend wirkte. Aber Geschmäcker sind glücklicherweise ja grundverschieden und vielleicht springt der Funke bei jemand anderem über.
Wertung: 2 /7 Schreibfedern
Einfach alles!
Ein junges Mädchen wurde totgeprügelt in einem Münchner Vorort aufgefunden – ein Jugendlicher aus ihrem sozialen Umfeld gestand die Tat, auch die Spuren passen zum Geständigen, aber Kommissar Dühnfort ist nicht zufrieden, denn ein Bauchgefühl, dass das Geständnis nicht die ganze Wahrheit ist, juckt ihn unaufhörlich.
In der Kurzgeschichte, welche auch gut in einen ausgewachsenen Kriminalroman hätte verwandelt werden können, begibt sich Konstantino „Tino“ Dühnfort auf Ermittlungen in einem heutigen Jugend-Sozialumfeld. Dabei deckt er ein tragisches Beziehungsgeflecht aus unlösbaren Bindungen und vernachlässigten Kindern und Jugendlichen auf, das eine pointierte Charakterisierung derzeitiger Erziehungsprodukte und eine stimmige Sozialkritik ist. Neben der Handlung runden die zwischenmenschlichen Nuancen zudem ein schönes stilistisches Gesamtpaket ab. Top!
Wertung: 6 /7Schreibfedern
Des Metzgers Triebe
Wenn man ausschließlich für die ‘Einleitung’, sozusagen dem Prolog, einer Kurzgeschichte Preise verleihen könnte, hätte ‘Des Metzgers Triebe’ definitiv die Auszeichnung für die besten Anfangszeilen verdient. Leider führen die nachfolgenden Passagen das positive Bild jedoch nicht fort, so dass die zu Beginn hoch geschürten Erwartungen zwangsläufig enttäuscht werden. Meiner Meinung nach, liegt dem der – wenn auch nicht stark – durch österreichische Dialekt geprägte Schreibstil zugrunde. Denn das Leitthema beziehungsweise die Grundidee des jungen Burschen der seinen Großvater verliert und der plötzlich mit dem Schicksal der eigenen Lehrerin, einem Steinmetz, aus dessen Perspektive die Handlung geschildert ist und nicht zu Letzt dem Antlitz Jesus verknüpft ist, ist prinzipiell ebenfalls gut.
Neben dem hervorgehobenem Religions,- und Glaubensaspekt zeugt die Geschichte nämlich auch von einem der wohl wichtigsten Güter in der Welt, dem der Menschlichkeit.
Nichtsdestotrotz bleibt für mich der schon naher ausgeführte Wermutstropfen bestehen und somit lässt einen die Erzählung mit durchwachsenen Gefühlen zurück.
Wertung: 4,5 /7 Schreibfedern
Attrappenmörder
Wencke Tydmers, alleinerziehende Mutter eines vorpubertären Jungen und Fallanalytikerin beim LKA Hannover, ermittelt ob die plötzlich in ihrem Heimatdorf Worpswede ins Sichtfeld geratenen Körperfundstücke scheinbar in Zusammenhang mit dem Leichenfundteilen stehen, die man schon in der niedersächsischen Landeshauptstadt am Maschsee entdeckte. Dabei sticht einem nicht nur der intelligente Humor, sowie die Schlagfertigkeit der Ermittlerin ins Auge, sondern fallen einem auch die erfrischenden Figuren positiv auf.
Mein persönliches Fazit lautet deshalb: Wenn Niedersachsen bereits so sprechen, wie andere Leute schreiben, verfassen sie auch literarische Werke, die zumindest meinem Geschmack nach, einfach unfassbar gut sind und einen gleich zu ihren vorigen Büchern greifen lassen!
Wertung: 6,5 /7 Schreibfedern
Durchmarsch
Im Vergleich zur gewohnten Kriminalkost wartet diese Kurzgeschichte mit etwas Besonderem auf: Die Handlung schreibt nämlich das Jahr 1933, Berlin. An diesem historisch höchst brisantem Schauplatz gewinnt man nicht nur durch Kriminalkommissar Rath einen Einblick in das damalige Tagesgeschehen, sondern erlebt auch die interessanten und politisch ausgesprochenen feinfühligen Beziehungskonstellationen. So bietet die Erzählung in einer Hintergrundmatrix des endgültig erstarkenden Nationalsozialismus Revierkämpfe zwischen SA, der Gestapo und den alt bürgerlichen, preußischen Einrichtungen. In Mitten all dieser Antriebe kristallisieren sich jedoch die urmenschlichsten Gefühle von Rachsucht und Mitgefühl heraus. Schlussendlich bleibt eine weit vom Lebenserfahrungshorizont heutiger Leser entfernte Geschichte, die mit einer kräftigen Brise Moral dennoch die einstige Zeit nicht vergessen lassen wirken soll.
Wertung: 4 /7 Schreibfedern
Herbie trinkt Kaffee
In dieser kleinen Abhandlung begibt sich ein Rheinland-Pfälzer aus der Eifel zusammen mit seinem imaginären Freund Julius auf die von Kochrezeptzeilen, vergilbten Spuren belgisch-deutscher Grenzschmuggler längst vergangener Jahrzehnte. Während dem Findungsprozess stößt er dabei auf ein Opfer von wahrer Liebe…
Ansonsten gibt die Erzählung gute Zwiegespräche des Protagonisten wieder, welche einen stellenweise Schmunzeln lassen, die aber schlussendlich der etwas flachen Handlung zum Opfer fallen. Insgesamt ergibt sich daraus eine durchaus nett gemeinte Basis mit ernstem Hintergrund, aus der jedoch leider kein fesselnder Romanansatz entstanden ist.
Wertung: 3,5 /7 Schreibfedern
Bettenkauf
Ein typischer Einkauf bei Ikea: Samstagvormittags stolpert Kommissarin Winnie Heller zwischen Schlafsofas und dem Kinder-Smâland, nicht nur über ihr eigenes handwerkliches (Miss)Geschick und ihre Kollegin aus der Gerichtsmedizin, welche ebenfalls auf Einkaufstour mit ihrer Lebensgefährtin ist, sondern entdeckt auch ein junges Paar, das entsetzt auf einen toten Mann beim Probe liegen in der Bettenabteilung stieß. So entwickelt sich ein durchsichtiger Fall, der von der Protagonistin, sowie ihrem Partner Verhoeven alsbald schon gelöst ist und neben gekränkten Gefühlen samt Eifersucht als Tatmotiv, ein zumindest nicht alltägliches Mordwerkzeug zu Tage fördert.
Insgesamt die erste Autorin aus dieser illusteren Runde, von der ich mich entsinnen kann, bereits etwas geschmökert zu haben und welche mit diesem kleinem Werk zwar eine berechenbare Geschichte ablieferte, welche aber trotzdem gut und keinesfalls zu verkennen ist!
Wertung: 4,5/ 7 Schreibfedern
Reinheitsgebot für Leichen
Die fünf alteingesessenen Herren des Kripo-Stammtisches „Mord Zwo“ im beschaulichen Schwäbisch-Hall, einen Ort den ich ansonsten nur von meiner Krankenkassenkarte her kenne, unter ihnen auch Siegfried Seifferheld – verletzungsbedingter Frührentner, begeisterter Sticker und Herrchen von Hovawart-Rüden Onis – , werden von einem Bekannten des Protagonisten aus ihrer Männerrunde gerissen. Dieser vermisst nämlich als Touristenführer in den Schaubereichen der städtischen Löwenbrauerei eine komplette Ausflugsgruppe und vermutet ein Verbrechen, weshalb er Seifferheld um Hilfe bittet. Flugs begibt sich Selbiger mit der Stammtischtruppe ehemaliger Kollegen auf die Suche nach den scheinbar unter mysteriösen Umständen verschwundenen Vermissten, was schlussendlich zur einer, im Prinzip mit dem Humor von gesetzten Herren, gewürzten Falllösung führt.
Trotz dem vorhandenem Wortwitz, einer gehörigen Portion Selbstironie und der guten stilistischen Umsetzung, kann ich mich leider mit den Altherren-Geschichten einfach nicht anfreunden. Aber zumindest den Geschmack und Humor meines eigenen Mannes treffen sie, weshalb ich mich dem Resümee der Hauptfigur, dass man prinzipiell nicht alles so ernst und das Leben vor allem so nehmen sollte, wie es kommt, nur anschließen kann.
Wertung: 4/ 7 Schreibfedern
Du bist tot, Wilsberg
Privatdetektiv Wilsberg ist in seiner Freizeit mit seinem Nachbarn Thorsten, genannt Toni, in einem beliebten Viertel Münsters unterwegs, um einen Tag vor dem in Kraft tretendem Rauchverbot in öffentlichen Gaststätten sich ein Champions League Spiel von Borussia zu gönnen, als ihm sein Ermittlerdasein, in Form einer SMS, wieder einholt. Ein „alter Bekannter“ trachtet ihm nämlich nach dem Leben und meint, dass dies seine letzte Nacht sei.
An dieser Stelle flechtet der Autor werbeeffizient einige der bereits erfolgreich gelösten Fälle und erschienen Buchtitel ein, bevor man einem denkwürdigem Ende gegenübersteht.
Trotz der medialen Aufmerksamkeit bin ich persönlich allerdings nie näher über ein Exemplar seiner Arbeit gestolpert, was bedeutet, dass ich nie über den Klappentext eines seiner Romane hinaus gekommen bin, vielleicht weil ich eher von den kriminalistischen Werken seiner Frau, Sandra Lüpkes, begeistert bin. Anhänger Wilsbergs hingegen kommen selbst bei diesem entschieden kurzen Lebensabschnitt der Privatermittlerfigur ausreichend auf ihre Kosten.
Wertung: 4/ 7 Schreibfedern
Durch dick und dünn
Diese schon aufgrund des Einleitungssatzes markante Kurzgeschichte handelt von einem immer mal wieder in der Öffentlichkeit präsentem Thema: dem Feeding. So wird Privatdetektiv-Azubine Lila von ihrer neuen Klientin damit beauftragt, den Kontakt zu ihrer Schwester Jule herzustellen, da sich diese von ihrem vermeintlich überaus attraktiven Freund zur Gänze abhängig gemacht habe und nicht mehr erreichbar wäre. Das diese Bindung jedoch weit über jedes Normalmaß von Freiwilligkeit hinaus geht und letztendlich in einer extremen Ausprägung von Adipositas sprich Fettleibigkeit mündet, die Jule als Pflegefall zurücklässt, wird der jungen Protagonistin erst bewusst, nachdem sie es mit eigenen Augen gesehen hat.
Grundsätzlich ist der Ausflug in den dritten Stock eines Bochumer Mehrfamilienhauses und dem gegenüberliegendem Detektivbüro sehr anschaulich geschildert, Hollywood-Filmvergleiche werden gezogen, die zumindest meiner Ansicht nach, prima zum überraschendem Schluss passen. Ansonsten gewinnt man einen urban, modernen Eindruck, welcher durch die authentisch, direkte Wortwahl der Charaktere noch einmal unterstrichen wird. Alles in allem wurde somit auf nur wenigen Seiten ein interessanter Fall mit unerwartetem Ende und erfrischender Direktheit geschaffen, der mir definitiv gefallen hat und von dessen Figuren man gerne mehr erfahren möchte.
Wertung: 6/7 Schreibfedern
Der Fall Kunz oder Wie ein Apotheker die Welt veränderte
Eschenbach, Leiter der Kripo Zürich, wird von der Polizeichefin leibhaftig mit einem Auftrag betraut, den er selbst allerdings für unsinnig hält – eine hochrangige Persönlichkeit der Schweizer Politik und Wirtschaft fühlt sich bedroht und fürchtet um sein Leben, der Hauptkommissar soll dies bewahren. Es kommt wie es kommen muss, am nächsten Tag ist der Mann tot.
Eine mehr oder weniger zufällige Begegnung mit einem jungen Doktoranden und Apotheker, der ihm seine Dissertation zu lesen gibt, ein Werk, aus dem er wiederum einige entscheidende Ermittlungsansätze gewinnt, führt letztendlich zu einem Konstrukt aus ‘True Crime’, Politik, als auch Wissenschaft.
Die mit vielen Anleihen an reale Sachverhalte versehene Geschichte, lässt sich ansonsten jedoch schwer zuordnen. Für einen rundherum glatt ausgearbeiteten Spannungsbogen ist sie nämlich leider zu kurz, für echtes ‘True Crime’ etwas zu ungenau und für eine Kriminalfiktion zu sehr in dem Realgeschehen verankert. Man steht also vor einem solidem Stück Handwerkskost, dass sich angenehm lesen lässt, aber keine extra Lorbeeren erntet. Oder um es mit den oft in die Handlung eingeflochtenen Worten zusagen, die dem Autor angemessen Tribut zollen: Eine adäquate Leistung!
Wertung: 4,5/ 7 Schreibfedern
Amadeus’ Unschuld
Eine Paradeerzählung aus dem niedersächsischen Flachland, in der Hauptkommissar Bodo Völxen in Anschluss seiner eigenen Schur auf der, seinem kleinem Grundstück angrenzenden, Schafweide über ein dem Gevadder Tod anheim gefallenem Mitglied der Dorfgemeinde stolpert.
Zusammen mit seinem Ermittlungsteam, Gerichtsmediziner Dr. Bächle von der MHH und einem Gespür für das vermeintlich Deplatzierte, bringt er den Fall rasch in trockene Tücher.
Unterhaltsam, wortgewandt, typisch Norddeutsch – ein Muss für jeden der „Bock“ auf eine hochdeutsche Kurzgeschichte hat.
Wertung: 5/7 Schreibfedern
Pasinger Python
Nostalgisch und schwermütig, ganz seinen Familiennamen alle Ehre machend, geht der ehemalige Kriminologe und jetziger Privatermittler Anton Schwarz durch das Leben. Anders ist dies in seinen Träumen: Hier strotzt er nicht nur vor Lebensmut, Körperkraft und Enthusiasmus, sondern schießt sogar über das Ziel hinaus. So verkennt er Gut, als auch Böse und demonstriert, dass ein jeder zum Töten fähig ist, es eben nur des ‘richtigen’ Anlasses bedarf. Manchmal genügt dafür das Voranschreiten des Demografischen Wandels… Bevor Anton wieder sanft von seiner Freundin Eva in die Realität zurückgeholt wird.
Eine klassische Kurzgeschichte, die mit einem der wohl ältesten, literarischen Stilmittel überhaupt aufwartet und gerade deshalb leider meinen persönlichen Geschmack gar nicht trifft, obwohl die Erzählung im Vergleich zu anderen aus dieser Region stammenden Abhandlungen durchaus positiv wirkt.
Wertung: 2,5 /7 Schreibfedern
Ein Ende
Den letzten beißen die Hunde. Oder überrollen in diesem speziellen Fall eher die Traktoren. So inszeniert zumindest die Autorin den mysteriös angehaucht, aber ebenso banal auslegbaren Tod ihrer Protagonistin Bella Block. Auf der Beerdigung ihres langjährigen Freundes Kranz ist diese nämlich den wahren Begebenheiten hinter dem Ableben ihres ehemaligen Gefährten auf der Spur. Dabei begegnen der Privatermittlerin nicht nur Gespenster längst vergangener Zeiten, sondern auch ihre eigene verzerrte Selbstwirklichkeit.
Für den unvoreingenommenen Leser wirkt die hier angebrachte Eigenwerbung und das Sinnieren über vergangene Fallmotive jedoch leider vollkommen unzusammenhängend und deplatziert. Insgesamt sind zwar gute Ansätze zu erkennen, aber so chaotisch-unvollständig, als dass das Endprodukt aus den genannten Gründen einen nur schwer verdaulichen Lesefluss bedingt.
Wertung: 2,5 /7 Schreibfedern
Zusammengenommen entsteht ein durchwachsenes Resultat, das so individuell wie die Geschichten, ihre Figuren und deren Urheber selbst ist. Manche Erzählungen finden sicher mehr Zuspruch, als andere, doch es sollte letzten Endes für jeden Geschmack etwas dabei sein, weshalb sich ein solches Sammelsorium hervorragend zum Lesen für unterwegs oder aber auch zum Entdecken neuer Autoren, eignet. Ein mutiger Blick wird sich lohnen!
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