Autor: Don Winslow
Titel: Tage der Toten
Verlag: Suhrkamp
Erscheinungsdatum: 16. April 2012 (8. Auflage)
Seitenzahl: 689
Originaltitel: The Power of the Dog
ISBN-10: 3518463403
ISBN-13: 978-3518463406
Rezension:
Mit „Tage der Toten“ präsentiert der Autor Don Winslow einen Kriminalroman, der den Leser auf eine packende Reise durch drogengetriebenes, menschliches Verhalten im Grenzraum von Mexiko und Kalifornien mitnimmt. Eine Reise, auf der Akteure der Ermittlungsbehörden (DEA) auf ihre Gegenspieler von den Kartellen treffen und bei welcher die Geschicke der Figuren über rund drei Jahrzehnte hinweg im Rahmen des mexikanischen Drogenkriegs verfolgt werden.
Winslow vermag es, sich in geschickter Weise weder auf eine eng personifizierte, noch auf eine globale Perspektive festlegen zu müssen, so dass beispielsweise der Lebensweg zweier irischstämmiger Mafiosi, angefangen vom fast zufälligen Eintritt in die Bandenstrukturen bis hin zur friedlichen Koexistenz mit realpolitischen Hintergrundverknüpfungen US-amerikanischer Außenpolitik zu Zeiten von Nixon und Reagan, nachgezeichnet wird.
Diese reellen Anleihen und Verbindung stellen eine der Stärken des Buches dar. Die Hauptfigur, Art (Arthur) Keller von der Drug Enforcement Agency, begibt sich indes in einen unnachgiebigen Kampf gegen mexikanische Drogenkartelle, lässt sich dabei nicht von bestechlichen Kollegen, Morddrohungen gegen ihn und seine Angehörigen, sowie dem Zerbrechen seiner Ehe aufhalten. Selbst die Folterung und Ermordung seines engen Mitarbeiters Ernie Hidalgo spornt ihn letzten Endes nur noch mehr an.
Parallel zu diesem Kampf wird ein weiterer, nun klar politisch orientierter, Schauplatz aufgetan, bei dem die Präsidentschaften von Richard Nixon und Ronald Reagan als Förderer der Drogenkartelle gezeigt werden. Natürlich im Namen des „Big Business“ und der Bekämpfung linker beziehungsweise kommunistischer Rebellen, so ist zum Beispiel die Iran-Contra-Affäre ist mehr als nur einmal mit den Handlungssträngen verknüpft. Im gleichen Licht sticht auch die katholische Kirche in der Handlung hervor, welche, um einen offiziellen Stand im Land Mexiko zu gewinnen, Kontakte mit den Kartellbossen akzeptiert, das Leiden der Bevölkerung ignoriert und selbst so weit geht, als dass engagierte Geistliche zum Abschuss im Rahmen eines Mordanschlags freigegeben werden.
Schlussendlich bleibt zum Ende des Buches hin, alles wie es bereits in der Wirklichkeit ist: Grau.
Weder hat das Gute eindeutig gesiegt, noch behielt die Verkörperung des Bösen die Oberhand. Es kommt immer auf die Menschen und deren Entscheidungen an. Ebenso wies jede Figur ihre positiven, als auch tragischen Höhepunkte auf oder wie es Winslow in einem anderen Werk eine seiner Figuren schon treffend konstatieren ließ, ist ein Drogenkrieg, auch gleichzeitig nur als „Krieg auf Droge“ zu führen.
Doch ebendiese Einstellung lässt das Werk erst leben und erlaubt dem Leser das Mitfühlen der Geschichten. Zwar mag man über manch kurze, abgehackt wirkende Sätze stolpern, aber gerade diese Kürze im Ausdruck verdeutlicht wiederum die Härte der Umwelt und die wohl der Drogen, als auch Politik schicksalhaften Ehe dieser beiden Machtfaktoren in unserer Welt. Sobald man allerdings einen Weg in das Buch gefunden hat, gelangt man zu einer interessanten Geschichte.
Wertung: 4,5 /7Schreibfedern
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