Mädchen für alles (Charlotte Roche)

(c) ZERO Werbeagentur, München; Getty Images/George Peters

Autor: Charlotte Roche
Titel: Mädchen für alles
Verlag: Piper
Erscheinungsdatum: 05. Oktober 2015
Seitenzahl: 240
ISBN-10: 3492054994
ISBN-13: 978-3492054997

Rezension:

Christine Schneider, die Ich-Erzählerin von „Mädchen für alles“ lebt gutsituiert mit Ehemann Jörg und ihrer kleinen Tochter Mila, in ihrer eigenen von Tagträumen beherrschten Alltagswelt, welcher sie gerne durch amerikanische Serien, Alkohol, aber auch Drogen zu entfliehen versucht. Alternativ sorgt ihre neu eingestellte Babysitterin Marie für Abwechslung in der selbstgewählten Tristesse oder dient zumindest als Ankerpunkt sexueller Phantasien und frischer Abenteuer.

Eine weitere Hausfrauengeschichte, die leider mehr einem zusammenhanglosem Gedankentagebuch, als einer echten Lektüre gleicht. Denn wenn ich dem zweiten Buch „Schoßgebete“ von Charlotte Roche, vermutlich aufgrund meiner Unvoreingenommenheit und den autobiographischen Anleihen der Verfasserin, noch etwas Positives abgewinnen konnte, was sogar Hoffnung auf eventuell tiefere Fortsetzungen von ihr versprach, kann ich jedem Leser in Bezug auf ihr drittes Werk nur raten: Lasst es!

Entgegen ihrem aktuellen Medienpamphlet eine Lanze für gestresste Mütter brechen zu wollen und für mehr Verständnis in der Bevölkerung zu werben, enthält dieses „Buch“ nämlich schlichtweg depressiv-gähnende Leere. Selbst die – vorsichtig formuliert – auf den letzten paar Seiten der Erzählung hin, zumindest aus Kriminalliterarischer Sicht und wenn man blutigere Schreibstile à la Cody McFayden bevorzugt, vereinzelt aufkommenden vernünftigen Schreibansätze, können nicht über den mangelnden Inhalt und die bildliche Blässe des Ganzen hinweg täuschen. Wirre, Oberflächlichkeit und gewohnte Provokation, dieses Mal allerdings ohne jeglichen Hintergrund, prägen nämlich durchweg den seicht dahinplätschernden Erzählfluss.

Man bekommt einfach keinen Eindruck davon, was die Geschichte letzten Endes eigentlich darstellen soll. Mit viel Interpretationsvermögen und Wissen aus ihrem vorherigem Buch, kann man vielleicht eine Parodie auf Frau Roche’s ehemalige beste Freundin oder ein Hilferuf einer einsamen Frau erahnen. Auf jeden Fall jedoch keine Literatur!
Für mich waren ihre geistigen Ergüsse deshalb leider nur Zeit,- und absolute Geldverschwendung. Ebenso wenig verwundert es einen daher, dass man immer mehr Pressemeldungen entnehmen kann, das selbst Charlotte Roche gewohntes Publikum den eigentlich geplanten Lesungen fern bleibt und diese somit abgesagt werden mussten.

Aber wer weiß, auch für unnütz bedrucktes Papier findet sich am Ende meistens doch noch eine praktikable Lösung – man muss nur stets die Augen offen halten.

Quotes:

  • Freude durch Mangel!
  • Sachen, die einen glücklich machen, oft machen!
  • Erwachsene versuchen doch immer, Kinder vor der schrecklichen, harten Wahrheit zu beschützen, aber was sie nicht machen, ist nachher, wenn das Kind Teenager ist, alles noch mal in richtig zu erzählen.

Wertung: 1/7 Schreibfedern

Zurück zur Übersicht
facebooktwittergoogle_pluslinkedinmail

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>